Zeitlupe
18. Jhd. L´Epée und die Anfänge der Gebärdensprache
Einer der ersten überlieferten Versuche für inklusive Schule betraf die Bildung von gehörlosen Kindern im 16. Jahrhundert. Kurz darauf folgten weitere Versuche für inklusive Bildungsstrategien sehbeeinträchtigter Kinder. Mit dem Zeitalter der Aufklärung und dem sogenannten „Pädagogischen Optimismus“ im 18. Jahrhunderterfuhren viele Kinder, welche bislang von jeglichen Bildungsangeboten ausgeschlossen wurden, die Chance auf pädagogische Entwicklung. So entstanden viele verschiedene Methoden für das Lehren von seh- und hörbeeinträchtigten Kindern. Federführend für die damaligen Entwicklungen, auf welche die inklusive Bildung bis heute aufbaut, waren Priester Charles Michel de l’Epée und Jakob Pereira. Die Methode “’L´Epée“, dem Unterricht von Taubstummen, geht auf Ersterem zurück. Der Priester erkannte, dass sich gehörlose Menschen durch Gesten untereinander verständigen und eine Form der eigenen Sprache entwickeln können. Im Sinne der naturgemäßen Erziehung nach Jean-Jacques Rousseau arbeitete Michel de l’Epée mit der – von der Natur gegebenen – Sprache für Taubstumme: der Zeichensprache. 1771 gründete er die „Institution Nationale des Sourds-Muets de Paris“ für taubstumme Kinder und entwickelte die erste Version der französischen Gebärdensprache. Auf diesem Grundkonzept und der Idee von Charles Michel de l’Epée aufbauend, entwickelten sich im Laufe der Jahrhunderte die aktuellen länderspezifischen und internationalen Zeichen- und Gebärdensprachen.
Edmund West: Deaf Awareness. In: History Today, Jg. 58 (2008), May, S. 5–6