Pilotschule SSP Meran Untermais
„Lehrpersonen in ihrer Handlungskompetenz stärken“
Der Schulsprengel Meran Untermais ist eine der sechs Schulen, die sich am Pilotprojekt „Wege in die Bildung 2030 – Guter Unterricht in der inklusiven Schule“ beteiligen. „Durch die Teilnahme möchten wir Lehrpersonen in ihrer Handlungskompetenz stärken, deren Zusammenwirken professionalisieren und dadurch Erleichterung im täglichen Arbeitsalltag herbeiführen“, sagt Direktorin Michaela Dorfmann im Info-Interview.
Welches sind die Gründe für die Beteiligung am Pilotprojekt?
Michaela Dorfmann: Die hohe Komplexität in der Schülerschaft – sei es sprachlicher und kultureller Natur aber auch aufgrund der unterschiedlichen Lernvoraussetzungen und der Vielfalt im Verhalten – setzt die Schule zunehmend unter Druck. Die Lehrpersonen sind stark gefordert, bisher angewandte Arbeitsformern und Unterrichtsmodelle stoßen an ihre Grenzen. Insbesondere die drei Schulstellen im städtischen Bereich – die Grundschulen Sinich und „Karl Erckert“ sowie die Mittelschule „Peter Rosegger“ – sind deshalb bereits seit mehreren Jahren bemüht, neue Wege in der Unterrichtsgestaltung einzuschlagen. Mit Unterstützung der Pädagogischen Abteilung der Deutschen Bildungsdirektion soll es in diesem mehrjährigen Schulentwicklungsprozess gelingen, das derzeitige Unterrichtsmodell so weiterzuentwickeln, dass wir den unterschiedlichen Bildungsbedürfnissen der einzelnen Schülerinnen und Schüler zielgerichteter und wirksamer entsprechen können.
Es handelt sich somit nicht um einen Neustart?
Michaela Dorfmann: Nein, unsere Schule hat sich bereits in den letzten Jahren intensiv darum bemüht Unterricht, Lehrtätigkeit und Zusammenwirken in professionellere Bahnen zu leiten. So haben wir etwa an der Mittelschule Rosegger Pädagogische Teams, die in der Regel aus drei Lehrpersonen bestehen und die Bildungs- und Erziehungsarbeit in den einzelnen Klassen koordinieren und verantworten. Diese Teams werden durch externe Begleitung in ihrem Zusammenwirken unterstützt. Schulsozialarbeit fällt nicht ausschließlich in den Aufgabenbereich der Sozialpädagogen, sondern wird zunehmend Teil der Erziehungstätigkeit jeder Lehrperson. Entsprechende Weiterbildung ist unumgänglich. Vereinbarungen und klare Konzepte für den Umgang mit herausfordernden Situationen aber auch mit der sprachlichen Vielfalt sollen den Lehrpersonen Halt und Orientierung geben. Auch in der Unterrichtsgestaltung selbst haben wir bereits neue Wege beschritten: Selbstorganisiertes Arbeiten mit Lernplänen, das Bilden von Lerngruppen im Deutschunterricht sowie kooperative Lernformen und ein kompetenzorientiertes Unterrichtsmodell werden neben der Montessori-Ausrichtung angewandt.
Stellen diese zusätzlichen Kompetenzen, die Lehrpersonen erwerben und anwenden müssen, eine Herausforderung dar?
Michaela Dorfmann: In der Tat ist der Berufsalltag für die Lehrpersonen, die in einem so komplexen Arbeitsumfeld wirken, nicht selten herausfordernd und belastend. Viele der geforderten Kompetenzen sind in der Lehrerinnenausbildung und Lehrerausbildung nicht oder nur teilweise erworben worden. So wie auch die Gesellschaft den veränderten und sehr unterschiedlichen Bedürfnissen von Kindern und Jugendlichen heute oft hilflos gegenübersteht, so verfügt auch die Schule noch über kein Patentrezept, um den veränderten Anforderungen angemessen zu begegnen.
Daher möchten wir durch die Teilnahme am Pilotprojekt „Wege in die Bildung 2030 – Guter Unterricht in der inklusiven Schule“ als weiteren Schwerpunkt Möglichkeiten ausfindig machen, Lehrpersonen in ihrer Handlungskompetenz zu stärken, deren Zusammenwirken zu professionalisieren und dadurch Erleichterung im täglichen Arbeitsalltag herbeizuführen. Dies soll etwa durch Stärkung der Pädagogischen Teams, durch vermehrte Inanspruchnahme von Supervision und Coaching, durch gezielte Weiterbildung, durch verstärktes Nutzen von gemeinsamen digitalen Planungs-Plattformen und Ähnlichem erfolgen. Daneben ist es aber auch notwendig, einen kritischen Blick auf bestehende Handlungsvorgänge zu werfen, um Überholtes und nicht mehr Effizientes über Bord zu werfen.
Welche Unterstützung erwarten Sie sich von der Bildungsdirektion und der Pädagogischen Abteilung?
Michaela Dorfmann: Durch die Teilnahme am Pilotprojekt erhoffen wir uns einerseits fachliche Unterstützung, indem wir etwa aus den von der pädagogischen Abteilung angebotenen Modulen jene auswählen können, die uns in unserem Schulentwicklungsprozess weiterbringen. Auch bietet der professionelle Blick von außen die Möglichkeit, „blinde Flecken“ aufzudecken oder neue Ideen und Organisationskonzepte zu finden. Das Grundsatzdokument „Guter Unterricht in der inklusiven Schule“ ist dabei als Bezugsrahmen sicherlich von großem Nutzen.
Die Begleitung durch qualifizierte Beraterinnen und Berater erleichtert zudem die Prozesssteuerung und das Zusammenführen von bestehenden und zu planenden Maßnahmen zu einem sinnvollen Gesamtkonzept. Wir freuen uns daher als Schule über diese Unterstützung und blicken erwartungsvoll in die nähere Zukunft.
Siehe auch: Schwerpunktthema der Bildungsdirektion „Guter Unterricht in der inklusiven Schule“ im Meraner Stadtanzeiger