Pubertät im Klassenzimmer

Mittwoch, 15.11.2023

Ines Berger ist ehemalige Lehrerin, zweifache Mutter und Pubertätsexpertin. Sie zeigt didaktische Strategien für den Umgang mit pubertierenden Schülerinnen und Schülern auf und betont die professionelle Selbstreflexion von Lehrpersonen. Ihr Wissen und ihre Erfahrung gab sie kürzlich auf Schloss Rechtenthal in Tramin im Rahmen einer Fortbildung auch Südtiroler Lehrpersonen weiter.

Was macht Pubertät aus und welche Veränderungen finden statt?

Pubertät heißt, dass sich die Sexualität meldet. Die ersten Sexualhormone werden aktiv und es beginnt die körperliche Veränderung. Sowohl die primären als auch die sekundären Geschlechtsmerkmale entwickeln sich und die Jugendlichen werden erwachsen: Liebeskummer, das Interesse am anderen oder gleichen Geschlecht, die körperlichen Veränderungen gehören zur Pubertät einfach dazu. Die Jugendlichen befinden sich in dieser Phase in einem Spagat zwischen Kindheit und Erwachsensein.

Die Fortbildung für Südtiroler Lehrpersonen fand kürzlich auf Schloss Rechtenthal in Tramin statt.

Was ist in dieser Zeit wichtig für die Jugendlichen?

Peer-Gruppen! Die Jugendlichen lösen sich von den Erwachsenen und wollen nicht mehr bemuttert werden. Die Pubertät bedeutet für uns Erwachsene, dass wir lernen, Verantwortung abzugeben. Einer der für mich wichtigsten Punkte in der Pubertät ist, dass das Gehirn komplett im Umbau ist. Das Gehirn setzt sich quasi wieder neu zusammen, wie so ein Computer, der neu hochfährt. Der präfrontale Cortex, also der klassische Verstand, den man ja in der Schule braucht, wo es aber auch um Risikoeinschätzung und Impulskontrolle geht, hält in der Pubertät am längsten Winterschlaf.

Worauf soll man achten im Umgang mit Jugendlichen in der Schule? 

Am wichtigsten ist es, sich darüber zu informieren, was Pubertät bedeutet. Danach sollte man sich selbst klar sein, welche Lehrerin, welcher Lehrer man sein möchte und über den eigenen Umgang reflektieren: Warum halte ich manches Verhalten von Jugendlichen nicht aus? Welches Gefühlt löst welches Verhalten in mir aus?

Wieso ist das so wichtig?

Wenn zum Beispiel eine Mutter in die Schule kommt und ihr Kind verteidigt, obwohl es sich unmöglich verhalten hat, kann das möglicherweise Neid auslösen, weil man selbst früher niemanden hatte, der einen verteidigt hat, wenn eine Lehrperson einen vielleicht einmal wirklich unfair behandelt hat. Ich habe auch Kolleginnen erlebt, die neidisch waren, weil Schülerinnen und Schüler bereits in jungen Jahren Reisen unternehmen konnten, die sie selbst womöglich kurz vor ihrer Pensionierung noch nicht gemacht haben. Aus welchen Gründen auch immer.

Ines Berger

Wie geht man mit Jugendlichen um, die herausfordernd sind?

Es gibt kein Richtig oder Falsch auf diese Frage. Die wichtigste Frage ist, ob man in Beziehung treten möchte. Beziehung bedeutet, sich für die Jugendlichen zu interessieren und neugierig zu sein. Der Schlüssel lautet immer zu fragen: „Wie können wir es uns in dieser Klasse so gestalten, dass es für uns alle passt?“
Der Umgang mit Jugendlichen ist immer individuell. Wenn zum Beispiel das Jugendamt eingeschaltet wird, Krankheiten oder Störungen im Spiel sind, müssen Lehrpersonen herausfordernde Situationen anders handhaben. Da muss ich als Lehrperson auf meine eigenen Ressourcen achten, weil Lehrpersonen sind oft einem Spannungsfeld und Situationen ausgesetzt, die eine einzelne Person überhaupt nicht bewältigen kann.

Wie kann man Jugendliche motivieren?      

Das Problem ist, dass man Jugendliche in Wirklichkeit nicht motivieren kann. Und es ist auch nicht die Aufgabe von Lehrpersonen, Jugendliche zu motivieren. Extrinsische Motivation, also Belohnungen sind nie nachhaltig. Für die intrinsische Motivation, also die eigenständige Motivation brauchen wir ein Ziel. Hierbei können und sollen Lehrpersonen helfen. Für Lehrpersonen ist das Wichtigste, da zitiere ich Gerald Hüther, zu inspirieren, zu ermutigen und zu begeistern und – jetzt kommt meins dazu – nicht zu demotivieren.Lehrpersonen demotivieren oftmals unbewusst mit Nebenbemerkungen: Du kannst es nicht, Mathe ist nicht deines, lasst es, das wird eh nichts mehr, solche Sachen. Das sollte vermieden werden.

Was brauchen Jugendliche, damit sie gut lernen können?

Das Allerwichtigste ist, dass sie sich sicher fühlen. Das weiß man aus der Gehirn- und Lernforschung. Schülerinnen und Schüler brauchen das Grundbedürfnis nach Sicherheit, dass sie nicht bloßgestellt werden, dass die anderen nicht über einen lachen und man Fehler machen darf. 

Ihr Wissen und ihre Erfahrung gibt Ines Berger auch im Podcast „Schule ist Beziehung“ weiter. Außerdem bietet sie die Onlinekurse „Das 1×1 der Pubertät“ und „Medienkonsum und Pubertät: Verstehen und begleiten statt verbieten“ an.

Redaktion INFO

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