Papperlapapp – die zweisprachige Bilderbuchzeitschrift im Kindergarten

Donnerstag, 6.6.2024

Jedes Jahr erhalten alle deutschsprachigen Kindergärten die Zeitschrift Papperlapapp. Sie ist eine Initiative der Landesdirektion deutschsprachiger Kindergarten mit dem Ziel, die Familiensprachen aller Kinder wertzuschätzen und die Sprachkompetenzen der Kinder im Kindergarten und zu Hause zu fördern und zu stärken.

Die Stärkung und Wertschätzung der Familiensprache(n) als Grundlage für das Erlernen weiterer Sprachen ist für den frühkindlichen Spracherwerbsprozess wesentlich. Genau hier setzt das Konzept von Papperlapapp an: Die Bilderbuchzeitschrift, von einem österreichischen Fachleuteteam entwickelt, ist zweisprachig konzipiert – jede Geschichte, jede Illustration, jedes Rätsel ist in der Zeitschrift jeweils in Deutsch und parallel dazu in einer weiteren Sprache verfasst und kommentiert. Das Heft ist inzwischen in zwölf Sprachenkombinationen verfügbar und bietet Kindergartenkindern eine Vielzahl spannender Sprachanlässe. Papperlapapp bietet Kindern , die Deutsch bzw. die andere dargestellte Sprache als Erst- oder Zweitsprache sprechen, die Möglichkeit, sich als kompetente Expertinnen und Experten zu erleben,  anderen Kindern oder Familienmitgliedern von, mit und in den eigenen Sprachkenntnissen zu berichten, Geschichten zu erzählen, in Interaktion zu treten und Familienmitglieder über die dargestellten Sprachen aktiv einzubinden. Den Kindern, auch jenen mit Deutsch- und/oder Italienischkenntnissen wird verdeutlicht, über welch vielfältige Sprachkompetenzen sie bereits verfügen.

Die Themen der Bilderbuchzeitschriften, welche in den letzten Jahren den Kindergärten, den einzuschulenden Kindern und ihren Familien zur Verfügung gestellt wurden sind vielfältig und reichen von „Mut“, „Langeweile“, „Chaos und Ordnung“ bis hin zu den „Bienen“.

„Besonders spannend ist es, mit den Kindern auf der Metaebene über ihre Sprachkenntnisse zu reflektieren, mit ihnen zu überlegen, was Sprache ist, woher sie kommt, wie sie ihre Sprachen erworben haben und welches ihre Erstsprachen sind, die sie bevorzugt oder besser sprechen. Dabei wird Sprache für die Kinder zum bewussten Konstrukt. Für sie wird auch deutlich, dass Sprache überall ist und sie vielleicht mehr Sprache(n) kennen, als sie eigentlich dachten“, erklärt Anna Veronesi.

Dominik: „I woass schun Italienisch, weil der Papi isch italienisch und meine Mama deutsch. Mit der Frida red i Deutsch weil die Frida isch viel ba der Mama nor hot sie schnell Deutsch glernt.“

Lorenzo: „Io so anche lo Spagnolo. Solo qualche parola di una canzone.”

Chiara: Mein Papi hat mir Englisch gelernt! Ich kann sagen: My name is Chiara.“

Natalie: I konn af Slowakisch zählen. Jeden, dva, tri, …“

David: E io so contare in Rumänisch! Unu, doi, trei, patru, …“

Tom: „Eigentlich konn der Romeo sogor vier Sprochen, hallo!? Deitsch, Italienisch, Kubanisch und wia mir reden: Dialekt.“

Als österreichische Bilderbuchzeitschrift deckt Papperlapapp mit den Sprachkombinationen, in welchen das Heft zur Verfügung steht, vorrangig die Bedürfnisse der österreichischen Bildungslandschaft ab. Mit etwas Kreativität stellt allerdings auch dieser Aspekt für unsere Sprachenrealität hierzulande kein Hindernis dar. Unter Einbezug der Familien, aber auch mit Hilfe von digitalen Übersetzungsprogrammen können Schlüsselwörter in viele unterschiedliche Sprachen transferiert werden und inspirierende Diskussionen mit den Kindern forcieren, die als natürliche Folge von Mehrsprachigkeit „Quersprachigkeit“ zum Ergebnis haben und zugleich Zeugnis erstaunlicher metakognitiver Prozesse sind:

David: „Blume in Rumänisch è floare e in italiano è fiore. Fiore è quasi come nella mia lingua!“

Chiara: „Rumänisch zählen klingt wia in dialetto! Trentiner Dialekt.“

Auch Schriftsprachkultur kommt bei Papperlapapp zum Tragen. Zwar können pädagogische Fachkräfte meistens kein Urdu oder Arabisch lesen, manche Kinder allerdings schon. In Salurn wurde beispielsweise das arabische Alphabet ausgedruckt und mit den Kindern betrachtet, was bereits ausreichte, die Kinder dazu zu bringen, selbst von ihren vielfältigen Kompetenzen zu erzählen und sie zu beweisen. Auch die deutsch- und italienischsprachigen Kinder waren von diesen für sie fremdartig anmutenden Schriftzeichen fasziniert und verglichen sie neugierig mit den ihnen bekannten Buchstaben. Auch Bangla oder Khmer  faszinierten die Kinder als gesprochene Sprachen und Schriftsysteme  und gaben Anlass zum Staunen, gemeinsamen Nachdenken und Diskutieren. Und damit nicht genug: Das Bewusstsein über das geschriebene Wort, das Nachdenken über gesprochene Sprache, die Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Schriftbildern als kulturelle Werkzeuge der Verständigung sind im Sinne der frühen Literacy-Erziehung ganz nebenbei auch noch wichtige Erfahrungsprozesse, die sich nachweislich positiv auf die phonologische Bewusstheit, das spätere Lesen- und Schreibenlernen auswirken.

Papperlapapp stellt eine Chance dar, über den pädagogischen Alltag im Kindergarten hinaus, mit Eltern und Familien zum Thema zusammenzuarbeiten und sie in ihrem „Sprachbewusstsein“ und in ihrer Vorbildwirkung zu stärken: sie erleben sich als kompetent und wahrgenommen in der eigenen Sprache, helfen beim Übersetzen, beim richtigen Aussprechen, u.v.m. Die diesjährige Ausgabe über die Geschichte eines gelangweilten Gorillas, lud beispielsweise dazu ein, bei den Eltern die Tiernamen in unterschiedlichen Sprachen zu erfragen und diese mit den Kindern auszusprechen und gemeinsam zu „üben“.

Papperlapapp kann Anlass sein, Eltern mehrsprachige Bilderbücher vorzustellen, sie zu ermutigen, die örtlichen Bibliotheken zu besuchen und den spielerischen Zugang zur geschriebenen Sprache in ihrer Erstsprache sowie im Deutschen verstärkt zu leben und mit und über ihre Kinder in den Alltag mit einzubauen.

Auf emotionaler Ebene erreicht dieses Projekt für die Kinder einen Höhepunkt, wenn die Eltern in den Kindergarten kommen und die Geschichten aus der Zeitschrift – oder auch andere Erzählungen in ihrer Erstsprache – vorlesen.

Sprache ist immer auch Identität, Sprache hat Wurzeln, Sprache schafft Brücken, – das Sprachbewusstsein in diesem Sinne bei den Kindern und ihren Familien zu stärken ist vielleicht das Schönste an der Arbeit mit Papperlapapp… Denn Sprache verleiht auch Flügel.

Landesdirektion deutschsprachiger Kindergarten – Arianna Veronesi

„Gemeinsam spazieren statt einsam kutschieren“

Donnerstag, 6.6.2024

Ein Pilotprojekt in Taufers im Münstertal vom Kindergartensprengel Schlanders in Kooperation mit der STA Green Mobility und der Gemeinde Taufers zeigt, wie die Mobilität der Kinder und ihrer Familien im Straßenverkehr verbessert werden kann.

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MINT-Informationen auf einem Blick

Donnerstag, 6.6.2024

Das Amt für Ausbildungs- und Berufsberatung bietet auf seiner Homepage einen Überblick über das Angebot zu Ausbildungen, Berufen und Veranstaltungen im Bereich Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik (MINT).

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„Jedes Kind ist einzigartig“ 

Donnerstag, 6.6.2024

Lernstörungen wie die Lese-Rechtschreibstörung (LRS) und Dyskalkulie können Kinder und Jugendliche betreffen, obwohl sie gute kognitive Fähigkeiten besitzen. Diese Störungen zeigen sich durch anhaltende Schwierigkeiten im Lesen, Schreiben oder Rechnen und können bereits in der Grundschulzeit auftreten. Die Psychopädagoginnen des Pädagogischen Beratungszentrums in Bozen Alrun Trebo und Kathrin Unterhofer erklären im Interview die Definitionen, Erkennungskriterien und Unterstützungsmöglichkeiten für betroffene Schülerinnen und Schüler. 

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„Niemand braucht sich Sorgen zu machen“

Donnerstag, 6.6.2024

Gertrud Verdorfer ist Mitglied im Rat für deutsche Rechtschreibung, der sich zuletzt auf Neuregelungen in einigen Bereichen der Orthografie verständigt hat. Die seit Kurzem pensionierte ehemalige Direktorin der Pädagogischen Abteilung über die konkreten Änderungen und warum eine richtige Rechtschreibung in Zeiten von KI überhaupt noch wichtig ist.

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Erwartungshaltungen in der Schule

Donnerstag, 6.6.2024

Wie gehen Schülerinnen und Schüler mit Erwartungshaltungen um? Hannah Gasser vom Sozialwissenschaftlichen Gymnasium Bruneck nähert sich in ihrem Videobeitrag für den Schüler:innenpreis „CLAUS“ dem Thema.

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Lernwelten

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    Die INFO Redaktion wünscht guten Schulbeginn!
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    Die Anmeldephase für das Landesjugendorchester Südtirol hat begonnen. Die Bewerbungen von 13- bis 28-jährigen Instrumentalistinnen und Instrumentalisten laufen bis Ende Oktober. Konzerte sind im Frühjahr geplant.
  • Vorurteile in der Schule
    Tess Marcassoli Palermo vom OSZ Sterzing hat sich in ihrem Videobeitrag für den Schülerinnen- und Schülerpreis „CLAUS“ mit Vorurteilen in der Schule beschäftigt. Gerade für junge Menschen wird die vorschnelle Einordnung zum Problem. Der Film fragt, wie Vorurteile entstehen und wie sie aufgelöst werden können.
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