Erasmus+ Aufenthalt in Finnland

„Differenzierung und Individualisierung sind gängige Praxis!“

Dienstag, 2.7.2024

Das Erasmus+-Projekt „ELLEu“ fördert Fortbildungen im Ausland für Lehrpersonen, Schulführungskräfte und weiteres Personal der staatlichen und staatlich gleichgestellten Grund-, Mittel- und Oberschulen. Lehrerin Dagmar Steuer hat am Projekt teilgenommen und reflektiert für INFO ihre Auslandserfahrung in Finnland.

Mein Name ist Dagmar Steurer, ich komme aus Olang und ich unterrichte nun seit mittlerweile über 20 Jahren an der Oberschule das Fach Humanwissenschaften.  
In diesem Schuljahr bot sich mir die einzigartige Chance, das finnische Schulsystem kennenzulernen. Es ist weltweit für seine hohe Qualität und die innovativen Ansätze bekannt. Während meines Aufenthaltes an verschiedenen Bildungseinrichtungen sammelte ich viele wertvolle Erfahrungen, die ich bereits mit vielen Menschen im Umfeld geteilt habe, unter anderem mit meinen Schülerinnen und Schülern.  

Das finnische System zeichnet sich einerseits durch hohe Bildungsstandards aus und zugleich durch ein starkes Engagement für Chancengleichheit.

Das finnische System zeichnet sich einerseits durch hohe Bildungsstandards aus und zugleich durch ein starkes Engagement für Chancengleichheit. In den Klassenbesuchen spürte ich eine entspannte Lernatmosphäre und einen vertrauten Umgang zwischen den Schülerinnen und Schüler und den Lehrpersonen. Der Fokus liegt auf dem Wohlbefinden der Lernenden und auf einer stressfreien Lernumgebung. Es gibt weniger Tests und Prüfungen und die Schülerinnen und Schüler erleben weniger Druck und Wettbewerb.  Im Austausch mit den Lehrpersonen vor Ort, betonten sie immer wieder, wie wichtig die individuelle Förderung jedes einzelnen Lernenden sei. Ein differenzierter Unterricht und individuelle Lehrpläne sind dort gängige Praxis.  

Die Schülerinnen und Schüler zeigten den Lehrkräften eine sehr hohe Wertschätzung und großen Respekt. Dieses soziale Miteinander war im Unterricht und an der Schule echt und spürbar. Ich lege selbst auch persönlich sehr viel Wert auf einen vertrauten Umgang mit meinen Schülerinnen und Schülern und investiere besonders in den ersten Klassen viel Zeit für das Soziale Lernen. Die Gruppendynamik wird dadurch langfristig immer besser und bei Problemen finden die Lernenden selbständige Lösungswege und öffnen sich zunehmend.  

In Finnland haben Lehrpersonen einen großen Spielraum bei der Gestaltung des Unterrichts. Das schülerzentrierte Lernen ist zentral. Lehrkräfte fungieren mehr als Moderatoren und Unterstützer, während die Schülerinnen und Schüler aktiv an ihrem eigenen Lernprozess beteiligt sind. Das Projektbasierte Lernen und der Einsatz kooperativer Lernmethoden sind gängig.  

 Lebenslanges Lernen ist für die Finninnen und Finnen sehr wichtig.

Die kollegiale Teamarbeit wird groß geschrieben und regelmäßige Kaffeepausen gehören zum Schulalltag. Die Lehrerzimmer, die ich besuchte, waren bunt, gemütlich und mit vielen Rückzugsräumen ausgestattet, damit sich die Lehrpersonen und auch die Schulsozialpädagoginnen und -pädagogen in Ruhe austauschen konnten. Insgesamt war das Mobiliar an den Schulen modern, mobil und sehr gesundheitsfördernd. Lernen und Arbeiten im Sitzen und im Stehen war möglich. Es gab viele Lernecken, Bewegungsecken und unterschiedliche Bereiche für kreatives Arbeiten. Trotz kalter Temperaturen im April, zog es die ganze Schulgemeinschaft in den Pausen nach draußen. Die Bewegung an der frischen Luft ist in Finnlandsehr wichtig und die Lernenden nutzen diese Möglichkeiten sehr gerne.  

Finnische Schulen bieten umfassende Unterstützungssysteme, einschließlich Schulpsychologinnen und -psychologen, Sozialarbeitende und Schulsozialpädagoginnen und -pädagogen. Diese Ressourcen tragen dazu bei, dass alle Lernenden erfolgreich lernen können und sich wohlfühlen.  Lebenslanges Lernen ist für die Finninnen und Finnen sehr wichtig. Die Schülerinnen und Schüler werden ermutigt Neugierde und Eigeninitiative zu entwickeln. 

Es war eine sehr bereichernde Erfahrung, die ich nur weiterempfehlen kann.  

Die organisatorische Begleitung durch Frau Ulrike Huber war mehr als hilfreich. Besonders dafür möchte ich mich an dieser Stelle bedanken! 

Dagmar Steuer

Service

  • Schuljahr 2025/2026: Eintragung in die Ranglisten bis 19. Dezember
    Lehrpersonen können bis 19. Dezember in der Deutschen Bildungsdirektion die Gesuche um Eintragung in die Schul- und Landesranglisten einreichen.
  • Wenn Kinder trotz guter Augen Probleme beim Sehen haben
    Das Blindenzentrum St. Raphael Bozen organsiert gemeinsam mit der Pädagogischen Abteilung der deutschen Bildungsdirektion eine Fortbildung für Lehrpersonen zum Thema „Inklusive Bildungsarbeit mit Schülerinnen und Schülern mit cerebral bedingter Sehbeeinträchtigung (CVI)“. Referentin ist die Psychologin und Psychotherapeutin Lydia Unterberger.
  • Eine kleine Perle der psychosozialen Rehabilitation in Südtirol 
    PFIFF ist eine Bildungsmaßnahme der Koordinationsstelle Berufliche Weiterbildung zur beruflichen Integration von Menschen mit psychischen Erkrankungen und/oder psychosozialen Problemen. Verena Hilpold leitet nicht nur das Projekt, sondern hat auch ihre Masterarbeit darüber geschrieben. INFO wollte von ihr wissen, was es damit auf sich hat. 
  • Bildung, Inklusion und gesellschaftlicher Zusammenhalt im Fokus
    Das Thema „Schule und Gesellschaft: ein Platz für alle?“ stand im Mittelpunkt der diesjährigen Herbsttagung der Führungskräfte der deutschen Kindergärten und Schulen in Bruneck.
  • „Sprachliche Vielfalt in den Klassenzimmern schätzen und nutzen“
    Mehrsprachigkeit, sprachbewusster Unterricht und CLIL standen heute (13. November) im Mittelpunkt einer Tagung der Pädagogischen Abteilung der Deutschen Bildungsdirektion an der Eurac in Bozen.
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