Zeitlupe
Räume des Wissens: Die Entstehung der Bibliotheken
Seit Jahrhunderten sind Bibliotheken ein Symbol für Wissen, Bildung und kulturelle Entwicklung. Doch wie sind diese Schatzkammern des Wissens entstanden?
Die Anfänge
Die ersten Vorläufer moderner Bibliotheken lassen sich bis in die antiken Hochkulturen Mesopotamiens zurückverfolgen. Um etwa 2.600 vor Christus entstanden in Sumer erste Schriftaufzeichnungen in Form von Keilschrift auf Tontafeln, die in Tempeln und Palästen aufbewahrt wurden. Diese frühen Archive dienten vor allem wirtschaftlichen Zwecken, um zu erfassen, was gekauft und verkauft wurde, enthielten aber auch schon literarische und wissenschaftliche Texte.
Die Bedeutung der Bibliotheken in der Antike
Die Griechen trugen erheblich zur Entwicklung der Bibliotheken bei. Die Bibliothek von Alexandria gilt als die bedeutendste der Antike. Sie wurde vom griechischen Wissenschaftler Ptolemäus im Jahr 288 vor Christus gegründet und soll einen Bestand von mehreren hunderttausend Schriftrollen gehabt haben. Die Bibliothek galt als geistiges Zentrum der antiken Welt – Philosophen, Gelehrte und Wissenschaftler trafen sich hier und forschten. Bei einem Brand im 4. Jahrhundert nach Christus wurde sie fast völlig zerstört.
Zur Zeit der Römer wurden erstmals öffentliche Bibliotheken gegründet, um Wissen breiter zugänglich zu machen. Die von Kaiser Augustus gegründete Bibliotheca Ulpia in Rom war eine der berühmtesten.
Mittelalterliche Klosterbibliotheken
In Westeuropa beginnt die Geschichte der Bibliotheken mit der Gründung der Klosterbibliotheken. Mönche kopierten Manuskripte und bewahrten so das Wissen der Antike und die Bibel sollte auf diese Weise verbreitet werden. Das Skriptorium, der Raum zum Kopieren von Manuskripten, war das Herzstück jeder Klosterbibliothek. Die mühselige Arbeit der Mönche verstand man als eine Art Dienst an Gott. Klosterbibliotheken waren oft die einzigen Orte, an denen wissenschaftliche und literarische Texte zugänglich waren. Die älteste Bibliothek ist jene des Klosters von St. Gallen, sie steht heute noch dem öffentlichen Publikum offen.
Die Erfindung des Buchdrucks Ende des 14. Jahrhunderts in Europa durch Gutenberg war für die Verbreitung von Bücherwissen revolutionär.
Die Erfindung des Buchdrucks Ende des 14. Jahrhunderts in Europa durch Gutenberg war für die Verbreitung von Bücherwissen revolutionär. Während früher die Beschaffung und Herstellung neuer Bücher mit erheblichem Kosten- und Zeitaufwand verbunden war, konnte nun die Anzahl der Bücher um ein Vielfaches erhöht werden.
Für die Buchsammlungen wurden nun eigene Räume eingerichtet – und weil der Diebstahl von Büchern so alt ist wie das Buch selbst, befestigte man die Bücher mit Eisenketten an den Lesebänken.
Der Weg zu den Volksbibliotheken
Immer wieder gab es Ansätze, Bibliotheken nicht nur einem ausgewählten Kreis zu öffnen, sondern auch der Öffentlichkeit. Aber der Weg zur „Bibliothek für alle“ war noch weit. Zunächst musste man sich mit der sinnvollen Einrichtung und der Ausrichtung der Bibliothek auseinandersetzen. Große Temperaturunterschiede und zu viel Licht schadeten den Büchern, während die Studierenden eine ausreichende Beleuchtung benötigten. Man empfahl, die Bibliothek nach Norden auszurichten und das Studierzimmer abzutrennen.
Durch die Reformation wurde schließlich die Wissenshoheit in den klösterlichen Orden aufgelöst: Viele Buchsammlungen gingen in den Besitz derLandesherrn über, die wiederum große Bestände an ihre Universitäten übergaben. Die Universitäten legten Bibliotheken an, um Studentinnen und Studenten sowie Gelehrten Zugang zu wissenschaftlicher Literatur zu ermöglichen. Es entstanden auch Rats- und Stadtbibliotheken.
Moderne Entwicklungen und Digitalisierung
Der Bau großer und prächtiger Nationalbibliotheken wurde in vielen Ländern, wie Frankreich, England und den USA im Verlauf des 19. Jahrhunderts Angelegenheit des Staates. Im Laufe der Zeit wurden weltweit immer mehr öffentliche Bibliotheken gegründet, um Wissen für alle zugänglich zu machen. Die Entwicklung des Buchdrucks und die Verbreitung von Büchern förderten das Wachstum von Bibliotheken.
Heute bieten digitale Bibliotheken und Online-Datenbanken Zugang zu einer unermesslichen Menge an Informationen. Projekte wie Google Books digitalisieren historische Werke und machen sie online verfügbar. Trotzdem: Auch in Zukunft wird es Bibliotheken geben, als zentrale Orte der Wissensbewahrung und -vermittlung.
Quellen:
https://www.planet-wissen.de/gesellschaft/lernen/bibliotheken/index.html
https://www.monumente-online.de/de/ausgaben/2016/2/Historische_Bibliotheken.php