Brücken bauen gegen Sprachbarrieren
Beratung, Begleitung und Koordinierung für Sprachförderangebote: Florian Leimgruber über die vielfältigen Aufgaben des Sprachenzentrums und seine persönlichen Erfahrungen als Sprachförderlehrkraft und als Leiter des Sprachenzentrums in Schlanders.
Das Sprachenzentrum und seine Aufgaben lässt sich weniger thematisch, sondern eher durch unsere primäre Zielgruppe, nämlich alle schulpflichtigen Migrantinnen und Migranten, eingrenzen. Die Aufgabenbereiche des Sprachenzentrums sind dadurch bedingt genauso vielfältig wie die Zielgruppe selbst. Sie umfassen unter anderem
- die Beratung und Begleitung von neu in Südtirol angekommenen Familien bei der Schulwahl und Einschreibung ihrer Kinder in einen Südtiroler Kindergarten oder Schule,
- die Beratung von Pädagogischen Fachkräften bei didaktisch-methodischen bis hin zu rechtlich-organisatorischen Fragen rund um den Themenbereich Migration sowie
- die Organisation und Koordinierung von schulübergreifenden Sprachförderkursen, herkunftssprachlichem Unterricht, Sommersprachkursen und gegebenenfalls auch von Ankunftsklassen für Geflüchtete.
Dieser breitgefächerte Aufgabenbereich ist auch der Hauptgrund dafür, warum es ein Sprachenzentrum braucht. Unser Bildungssystem ist komplex und es braucht zwingend eine erste Anlaufstelle für Migrantinnen und Migranten mit allen ihren Anliegen rund um das Thema Schule. Und selbst wenn ihnen nicht direkt geholfen werden kann, dann werden sie zumindest stets an die richtige Stelle weitergeleitet.
Eine der Kernaufgabe der Sprachenzentren ist wie gesagt die Organisation der Sommersprachkurse. Sie unterscheiden sich von vielen gängigen Sommerangeboten dadurch, dass es nicht um die Betreuung von Kindern und Jugendlichen über die unterrichtsfreien Sommermonate geht, sondern um Sprachförderung. Die Sommersprachkurse sind zeitlich auf zwei Wochen begrenzt. Zwei Wochen ist natürlich eine zu kurze Zeit, um deutliche Fortschritte zu erzielen. Wir sind uns dessen bewusst und der Fokus liegt daher auch eher auf der Auffrischung von bereits Gelernten in kleineren Lerngruppen in lockerer Atmosphäre. Im übertragenen Sinne kann man von einem didaktischen „Warmstart“ sprechen. Der sprachliche „Motor“ wird vorgeheizt, damit dann mit Erfolg ins Schuljahr gestartet werden kann.
Zielgruppe der Sprachkurse sind alle Migrantinnen und Migranten im schulpflichtigen Alter mit Bedarf, von einzuschulenden Kindern bis hin zu Oberschülerinnen und Oberschülern. Die Nachfrage nach diesen Kursen ist hoch und die Tendenz bleibt steigend. Auch in Schulsprengeln im ländlichen Raum ist es meist möglich, die vorgesehene Mindestanzahl an Teilnehmenden für einen Kurs zu erreichen. Im urbanen Raum hingegen übersteigt die Nachfrage mittlerweile beinahe das Angebot. Es musste teilweise die maximale Teilnehmeranzahl begrenzt werden, damit die Kurse nicht zu groß wurden. Die Koordinierung und Organisation übernimmt das Sprachenzentrum, die Durchführung hingegen Lehrkräfte, die eigens dafür beauftragt werden. Die meisten von ihnen haben bereits langjährige Unterrichtserfahrung. Unter den Lehrkräften finden sich jedoch auch viele Studierende, die die Sommersprachkurse nutzen, um wichtige Berufs- und Unterrichtserfahrung im Bereich Deutsch als Zweitsprache zu sammeln.
Es ist noch nicht lange her, dass ich selbst einer dieser Studenten war und zwei Sommer hintereinander an einer Schule im Vinschgau meine „ersten Schritte“ gemacht habe. Nun bin ich zufälligerweise Jahre später an dieselbe Schule als Sprachförderlehrkraft zurückgekehrt, an der ich einst die Sommerkurse geleitet habe. Auf dem Pausenhof sah ich einige bekannte Gesichter und auch im Klassenregister entdeckte ich mir bekannte Namen. Niemand von ihnen wurde jedoch zu meinen Schülerinnen und Schülern, denn sie hatten alle mittlerweile keinen Bedarf an Sprachförderung mehr und waren bestens in ihrer Klassengemeinschaft integriert. Es mag kurios klingen, aber manchmal ist es ein schönes Gefühl nicht mehr gebraucht zu werden.
Florian Leimgruber, Pädagogisches Beratungszentrum Schlanders