Gabriel Grüner-Schülerpreis

Förderung des journalistischen Nachwuchses

Dienstag, 21.5.2024

Am 17. Mai 2024 wurde in Mals der Gabriel-Grüner-Schülerpreis an zwei Schüler des Realgymnasiums Schlanders verliehen. Eva Cescutti hat den Preis innerhalb der Pädagogischen Abteilung der Deutschen Bildungsdirektion koordiniert und erzählt im INFO-Interview, was hinter der Initiative steckt und wie der jährlich ausgeschriebene Preis von den Schülerinnen und Schülern aufgenommen wird.

INFO: Wer war Gabriel Grüner und was zeichnete seine Arbeit aus?
Eva Cescutti: Gabriel Grüner war ein Südtiroler Journalist und Reporter, aus einer Malser Familie stammend und im Pustertal aufgewachsen, der für das Hamburger Wochenmagazin „STERN“ zahlreiche Reportagen aus Kriegsgebieten geschrieben hat. 1999 wurde er in den Wirren des Kosovo-Krieges in der Nähe von Prizren erschossen. Als Kriegsreporter stellte er die Frage nach dem „Warum“ und engagierte sich stark für die Verbesserung der Situation vor Ort, etwa durch Spendenaktionen. Sein Anspruch war eine eindrucksvolle und authentische Berichterstattung, er schrieb Reportagen gegen das Vergessen.

Warum wurde ein Schülerinnen- und Schülerpreis im Gedenken an Gabriel Grüner gegründet und von wem ging die Initiative aus?
Gabriel Grüner war die Förderung des journalistischen Nachwuchses ein persönliches Anliegen. Seine Freundinnen und Freunde, Kolleginnen und Kollegen sowie seine Familie haben zuerst ein Stipendium für junge Journalistinnen und Journalisten ins Leben gerufen und dann in einem zweiten Schritt den Schülerinnen- und Schülerpreis. Der Preis ist auf Gabriel Grüners Heimatland Südtirol beschränkt, er wird von der Pädagogischen Abteilung der Deutschen Bildungsdirektion ausgerichtet, zusammen mit der Agentur „Zeitenspiegel“ und dem Wochenmagazin „ff“.

Was sollen die Teilnehmenden von dieser Initiative mitnehmen?
Die Teilnehmenden erfahren in der Workshopphase, wie professioneller Journalismus funktioniert; sie schreiben nicht „für die Schule“, sondern für die Südtiroler Öffentlichkeit, denn die Reportagen erscheinen dann im Frühjahr wöchentlich in der „ff“. Es gelingt ihnen Jahr für Jahr, Themen zu finden und zu entwickeln, die ihr Südtiroler Umfeld zum Gegenstand haben, mit dem sie sich kritisch und konstruktiv und auch journalistisch verantwortungsbewusst auseinandersetzen. 

Bevor die Schülerinnen und Schüler losziehen, um ihre Reportage für den Preis zu recherchieren, durchlaufen sie mehrere Workshops.

Wie erfolgt die Bewerbung und die Auswahl der Teilnehmenden bzw. darf jede und jeder teilnehmen, der sich anmeldet?
Die Schülerinnen und Schüler bewerben sich in Zweierteams (eine Reportage besteht aus Text und Fotografie) und brauchen die Empfehlung einer Lehrperson, die das Team dann auch während der Workshopphase begleitet. Die Teilnehmenden besuchen die vierte Klasse einer Ober- oder Berufsschule.

Wer ist an den Workshops und in der Jury des Preises beteiligt und wie läuft die Erarbeitung der Artikel ab?
Bevor die Schülerinnen und Schüler losziehen, um ihre Reportage für den Preis zu recherchieren, durchlaufen sie mehrere Workshops. Uschi Entenmann und Uli Reinhardt von „Zeitenspiegel Reportagen“ unterrichten jedes Jahr von Oktober bis Februar gemeinsam mit ff-Chefredakteur Georg Mair, wie man Menschen anspricht, wie man Vertrauen gewinnt und rechtfertigt, wie man Quellen prüft und eine Geschichte szenisch aufbaut. Im Lauf dieser Workshopphase entstehen erste Fassungen der Texte und Bilder, diese werden wie in einer Redaktionskonferenz besprochen und dann überarbeitet. Ende Februar ist Einreichtermin, dann werden die Reportagen finalisiert und an die Jury geschickt. In der Jury sitzen professionelle Journalistinnen und Journalisten sowie und Fotografinnen und Fotografen (Link einfügen: https://hansel-mieth-preis.de/jury/die-jury/).

Das Feedback der Teilnehmenden ist gut, weil sie nicht nur die Auseinandersetzung mit den für sie ganz ungewöhnlichen Lehrenden und den neuen „Kolleginnen und Kollegen“ aus dem ganzen Land sehr schätzen, sondern auch weil sie zum ersten Mal für eine Öffentlichkeit tätig sind, die nicht nur den Binnenraum der Schule umfasst, sondern potenziell das ganze Land Südtirol.

Wie wird der Preis von den Schulen und den Schülerinnen und Schülern angenommen?
Der Preis ist an den Südtiroler Oberschulen sehr gut etabliert. Er hat als Begabungsförderungsprojekt im Bereich „Schreiben“ einen fixen Platz in den Köpfen der Lehrpersonen, die ihn kontinuierlich mit Teams „beschicken“. Das Feedback der Teilnehmenden ist gut, weil sie nicht nur die Auseinandersetzung mit den für sie ganz ungewöhnlichen Lehrenden und den neuen „Kolleginnen und Kollegen“ aus dem ganzen Land sehr schätzen, sondern auch weil sie zum ersten Mal für eine Öffentlichkeit tätig sind, die nicht nur den Binnenraum der Schule umfasst, sondern potenziell das ganze Land Südtirol. Der Schülerinnen- und Schülerpreis ist für sie auch deswegen attraktiv, weil die  Preisträgerinnen oder Preisträger zwei wichtige Praktika gewinnen, eins davon in Hamburg beim „STERN“, das für alle Siegerteams bis jetzt ein wirklicher Höhepunkt der Oberschulzeit war. Außerdem erhalten alle Schülerinnen und Schüler, die eine Reportage einreichen, ein Teilnahmezertifikat, das sie für ihr Bildungsguthaben an ihrer Schule einreichen können.

Wer sind die Siegerinnen oder Sieger der diesjährigen Ausgabe und welchen Preis erhalten sie?
Heuer bekommen Noah Frischmann und Luis Parth vom Realgymnasium Schlanders den Gabriel Grüner-Schülerpreis, die – begleitet von ihrer Lehrerin Nicole Kuppelwieser – die Reportage „Harmonie im Herzen, Krieg im Kopf“ über den israelischen Musiker Dolev entwickelt haben, der in Schlanders lebt: „Es ist das spannende Porträt eines Menschen, der in Südtirol ein Zuhause gefunden hat vor dem Hintergrund des Krieges zwischen Israel und der Hamas“, begründet die Jury die Entscheidung. 

Bis wann können sich interessierte Schulen sowie Schülerinnen und Schüler anmelden?
Der Gabriel Grüner-Schülerpreis 2025 wird Ende April ausgeschrieben; die Anmeldungen sind dann bis 25. September 2024 möglich.

Einen Überblick über die bisher preisgekrönten Reportagen gibt es unter folgendem Link: https://hansel-mieth-preis.de/gabriel-gruener-schuelerpreis/gewinner-gabriel-gruener-schuelerpreis/

Am 17. Mai hat Gertrud Verdorfer, Direktorin der Pädagogischen Abteilung der Deutschen Bildungsdirektion, den Schülerinnen- und Schülerpreis in Mals an Noah Frischmann und Luis Parth vom Realgymnasium Schlanders verliehen. Ausgerichtet wurde die Preisverleihung vom Bildungsausschuss Mals.

INFO Redaktion

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