Interview mit Georg Rabanser
„Ich wollte etwas ändern“
Georg Rabanser, 18, von der Landeshotelfachschule Kaiserhof in Meran ist der neue Vorsitzende des Landesbeirats der Schülerinnen und Schüler in Südtirol. Der vielseitige Jugendliche engagiert sich für Bildung, Digitalisierung und Erste-Hilfe-Kurse – und hat eine klare Vision, wie Südtirols Schulen zukunftsfähiger werden können.
Gerade erst 18 Jahre alt geworden, bringt Georg Rabanser bereits eine beeindruckende Liste an Aktivitäten und Engagements mit. Der Seiser ist Ministrantenleiter, Trompeter in der örtlichen Musikkapelle, aktiv im Theaterverein und singt im Landesjugendchor. Zudem war er 2024 bei einem Projekt der Vereinten Nationen in New York mit dabei, bei dem er unter anderem Lösungen für Trinkwasserprobleme in Ghana erarbeitete. Seit Kurzem ist er der Vorsitzende des Landesbeirats der Schülerinnen und Schüler der deutschsprachigen Schulen (LBS) in Südtirol – und setzt sich dafür ein, die Anliegen der Jugend auf Landesebene zu vertreten.
Warum hast du beschlossen, dich für den Landesbeirat der Schülerinnen und Schüler aufzustellen?
Vor drei Jahren hatte ich als Klassensprecher die Möglichkeit, mich ins Gremium des Landesbeirats wählen zu lassen. Mich hat das interessiert, weil es etwas auf Landesebene ist und man mit anderen Schulen kommunizieren kann. Ich bin auch Ministrantenleiter in meinem Dorf, in Seis, und wollte einfach mehr bewegen. So wurde ich in den Landesbeirat gewählt und bei den Neuwahlen gleich zum Vizevorsitzenden – damals war Timo Kompatscher Vorsitzender. Wir haben in den letzten zwei Jahren wirklich einiges vorangebracht. Besonders nach Corona, als die Motivation bei vielen Schülern niedrig war und Unsicherheiten herrschten, wollte ich etwas ändern. Ich bin froh, dass ich diesen Schritt gemacht habe.
Was ist die Aufgabe des LBS?
Der Landesbeirat der Schülerinnen und Schüler ist ein beratendes Organ. Wir organisieren uns in Arbeitsgruppen, die sich mit Problemen oder Anliegen der Schülerinnen und Schüler beschäftigen. Zum Beispiel haben wir uns damit auseinandergesetzt, ob Noten unter vier überhaupt sinnvoll sind – und schließlich erreicht, dass es solche Noten heute nicht mehr gibt. Wir stehen im regelmäßigen Austausch mit Landesrat Philipp Achammer und der Landesschuldirektorin Sigrun Falkensteiner, sie haben immer ein offenes Ohr für unsere Anliegen.
Welche Themen sind euch aktuell wichtig?
Bei unserer letzten Sitzung haben wir die Themen festgelegt, die uns besonders am Herzen liegen. Zwei große Schwerpunkte sind das Handy und die Digitalisierung. Die Schulen haben dank des EU-Recoveryfonds zwar viele digitale Geräte angeschafft, aber weder Lehrerinnen und Lehrer noch Schülerinnen und Schüler wissen oft, wie man sie wirklich effektiv einsetzt. Es fehlt an Schulungen – und genau das gilt es jetzt aufzuholen.
Wie bringt ihr diese Themen voran?
In unseren Arbeitsgruppen erarbeiten wir Lösungsvorschläge. Diese legen wir dann Philipp Achammer, Landeshauptmann Kompatscher oder Sigrun Falkensteiner vor, die sie wiederum auf Schulebene weitertragen.
Gibt es ein Thema, das dir persönlich besonders wichtig ist?
Ja, das ist der Erste-Hilfe-Kurs. Ich bin auch bei der Feuerwehr, derzeit allerdings in einer Pause, und weiß, wie wichtig solche Kenntnisse sind. Es gibt leider nicht an jeder Schule einen Erste-Hilfe-Kurs – und das finde ich falsch. Solche Kurse sollten verpflichtend sein und regelmäßig, zum Beispiel alle zwei Jahre, aufgefrischt werden.
Wie sammelt ihr die Themen, die den Schülerinnen und Schülern wichtig sind?
An jeder Schule gibt es Klassensprecherinnen- bzw. Klassensprechersitzungen, in denen schulinterne Probleme und Anliegen diskutiert werden. Zum Beispiel wird oft kritisiert, dass es in der Mensa zu viele Fleischgerichte gibt. Die Klassensprecherinnen und Klassensprecher entscheiden dann, welche Themen an den Landesbeirat herangetragen werden. Außerdem wollen wir ab sofort Umfragen an den Schulen durchführen, um herauszufinden, was den Schülern besonders wichtig ist – etwa Hausaufgaben, die als zu viel empfunden werden, oder die Überfüllung von Bussen. Diese Meinungen sammeln wir und bereiten Vorschläge für Lösungen vor.
Wo siehst du den größten Handlungsbedarf in der Südtiroler Bildungslandschaft?
Das ist eine schwierige Frage. Ich denke, es bräuchte mehr politische Bildung und Allgemeinwissen. Nicht an jeder Schule wird das ausreichend vermittelt. Ich fände es gut, wenn ab der dritten Oberschulklasse einmal wöchentlich eine Stunde für Diskussionen über aktuelle Themen eingeplant würde. An meiner Schule gibt es die sogenannte Aktuelle Stunde, in der wir über lokale oder internationale Ereignisse sprechen – und ich kann sagen, dass das Interesse in unserer Klasse groß ist.