Abschied und Rückblick: Drei Schuldirektorinnen und –direktoren erzählen 

Donnerstag, 29.8.2024

Bei der Auftaktkonferenz zum Bildungsjahr 2024/25 wurden verdiente Schuldirektorinnen und -direktoren verabschiedet. Drei davon lassen für INFO ihr Wirken Revue passieren. 

Mit 1. September 2024 treten mehrere Schulführungskräfte in den Ruhestand. Neben den Schulinspektorinnen Rosa Maria Niedermair und Barbara Pobitzer sind dies Elisabeth Brugger (Schulzentrum Sand in Taufers), Armin Haller (Schulsprengel Sterzing 1), Annamaria Klammer (Sprachen- und Realgymnasium Bruneck), Ferdinand Patscheider (Direktor der Internationalen Schule Frankfurt), Ursula Pulyer (Schulsprengel Lana), Gudrun Ladurner (Fachschulen für Hauswirtschaft und Ernährung Haslach, Neumarkt und Tisens) und Alois Weis (Realgymnasium und Technologische Fachoberschule Meran). Drei dieser Direktorinnen und Direktoren reflektieren für INFO ihre Karriere. 

Ferdinand Patscheider, Direktor internationale Schule Frankfurt 
Nach meinem Studium in Verona (Lingue e letterature straniere) habe ich an verschiedenen Oberschulen in Südtirol als Englischlehrer gearbeitet, bevor ich 2003 als Schulentwicklungsberater an das Pädagogische Institut (heute Pädagogische Abteilung) abgeordnet wurde.  

Schon als junger Lehrer hat mich auch der Bereich der Schulverwaltung interessiert. Natürlich stand und steht das Lernen und Lehren im Vordergrund, aber dafür braucht es geeignete und förderliche Rahmenbedingungen. Die Mitgestaltung dieser Rahmenbedingungen hat mich in den letzten 20 Jahren in verschiedenen Funktionen beschäftigt – als Schulentwicklungsberater, als Leiter des Kompetenzzentrums für die Integration von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund, als Direktor der Wirtschaftsfachoberschule „Franz Kafka“ in Meran und als Inspektor für den sprachlichen Bereich an der Deutschen Bildungsdirektion (ex Schulamt) in Bozen.  

Ferdinand Patscheider

Last but not least hatte ich das Privileg, das Auswahlverfahren für die Stelle des Direktors der Europäischen Schule in Frankfurt zu gewinnen und die letzten neun Jahre dort zu verbringen. Eines der Grundprinzipien der 13 Europäischen Schulen in sechs europäischen Ländern, das mich in dieser Zeit geleitet hat, lautet: „Zusammen erzogen, von Kindheit an von den trennenden Vorurteilen unbelastet, vertraut mit allem, was groß und gut in den verschiedenen Kulturen ist, wird ihnen, während sie heranwachsen, in die Seele geschrieben, dass sie zusammengehören. Ohne aufzuhören, ihr eigenes Land mit Liebe und Stolz zu betrachten, werden sie Europäer, geschult und bereit, die Arbeit ihrer Väter vor ihnen zu vollenden und zu verfestigen, um ein vereintes und blühendes Europa entstehen zu lassen.“ (Marcel Decombis)   

Ich durfte eine Schule leiten, die vom europäischen Prinzip „United in Diversity“ geprägt ist, mit Schülerinnen und Schülern und Lehrerpersonen aus ganz Europa – und darüber hinaus. Die Verwurzelung in der eigenen Sprache und Kultur ist ein wesentlicher Bestandteil dieses Systems, gleichzeitig aber auch die Offenheit für andere Sprachen und Kulturen, ohne Angst, die eigene Identität zu verlieren. Ich bin fest davon überzeugt, dass eine solche Öffnung auch der Südtiroler Schule guttun würde.   

Mit den europäischen Grundwerten wie Freiheit, Gerechtigkeit, Toleranz, Frieden und Respekt bestückt, müssen die Jugendlichen in der Lage sein, die Herausforderungen der Gegenwart und der Zukunft anzugehen.   

Elisabeth Brugger, Direktorin Schulzentrum Sand in Taufers 
Mit nur 25 Jahren habe ich im September 1991 die Grundschuldirektion Welsberg übernommen, nachdem ich bereits sieben Jahre an verschiedenen Grundschulen unterrichtet hatte.  Zu Beginn meiner Zeit als Schuldirektorin gab es im gesamten Sekretariat und in der Direktion nur einen einzigen Computer, der Stellenplan wurde in Papierform persönlich beim Schulamt in Bozen abgegeben und generell war die Verwaltung nicht so komplex wie heute.  

Ich hatte viel Zeit für Unterrichtsbesuche, Projekte und Gespräche. Bereichernd war für mich auch die Tätigkeit als Fachberaterin im Fach Deutsch.  

Elisabeth Brugger

Ab dem Schuljahr 2003/04 war ich 19 Jahre im Grundschulsprengel Bruneck tätig Der Wechsel an diese Stadtschule war für mich eine große Herausforderung, bot mir aber auch viele Möglichkeiten der Schul- und Unterrichtsentwicklung. Die Einrichtung der Montessori- und Sprachenklassen sollte den Eltern die Wahl zwischen verschiedenen pädagogisch- didaktischen Konzepten ermöglichen. Gemeinsam mit Oriana Primucci habe ich die Dokumentation „Sprachen beflügeln“ veröffentlicht. Dieses Werk beinhaltet einen theoretischen Teil zur Mehrsprachigkeitsdidaktik und einen Erfahrungsbericht über die sprachliche Förderung der Kinder in der deutschen, italienischen und englischen Sprache und die diesbezüglichen didaktischen Konzepte.  

In meiner Dienstzeit im Grundschulsprengel Bruneck habe ich auch verschiedene Schulbauprojekte begleitet. Besonders bereichernd war für mich die konstruktive Zusammenarbeit in den verschiedenen Gremien und Teams, sowie mit der Sozialpädagogin und dem Bibliotheksteam. Im Rahmen von Klausurtagungen haben wir gemeinsam neue Ideen, Konzepte und Projekte entwickelt. Die Vielfalt in den Klassen war eine Bereicherung für die Schulentwicklung.  

Ab dem Schuljahr 2022/23 habe ich zwei Jahre lang das Schulzentrum Sand in Taufers geleitet. Ich habe mich sehr über den Wechsel an diese Schule gefreut, denn somit konnte ich in meinen letzten Dienstjahren auch die Struktur der Mittel- und Oberschule kennenlernen. Die Schulgemeinschaft war sehr offen für Projekte und neue Ideen und die Zusammenarbeit zwischen den Schulstufen war für mich eine neue und bereichernde Erfahrung. Die sehr gute Zusammenarbeit mit der Direktor-Stellvertreterin und dem Leitungsteam ermöglichte es, diese komplexe Aufgabe zu bewältigen.  

Ich freue mich, dass ich in meiner Zeit als Schuldirektorin viele Kinder und Jugendliche, aber auch Lehrpersonen und Eltern unterstützen und begleiten konnte.  

Alois Heinrich Weis, Direktor Realgymnasium und der TFO Meran 
Nach vielen Jahren als Mathematiklehrer und Vizedirektor an der Handelsoberschule Meran habe ich im Jahr 2012 die Führung des Schulsprengels Ritten übernommen, um nach sechs Jahren an das Realgymnasium und die Technologische Fachoberschule Meran zu wechseln. Auch wenn mir der Abschied vom Schulsprengel Ritten nicht leichtgefallen ist, so habe ich die Berufung an das Realgymnasium und die Technologische Fachoberschule Meran sehr gerne angenommen. Für mich als Mathematiker sind das Realgymnasium und die TFO natürlich allererste Wahl.  

Sowohl am Realgymnasium, an der TFO Meran und auch am SSP Ritten konnte ich auf ein erfahrenes und hochmotiviertes Team zählen. Gemeinsam haben wir auch schwierige Phasen gemeistert und ich bin sehr dankbar für das, was wir erreicht haben. Die Corona-Pandemie stellte eine ganz besondere Herausforderung für alle Beteiligten dar – für die Bildungsverwaltung und für die Schulgemeinschaften. Die Pandemie hat uns allen vor Augen geführt, wie verletzlich wir sind. Wir mussten lernen, dass Dinge, die wir bisher für selbstverständlich hielten, nicht mehr selbstverständlich sind.  

Alois Weis

In den vergangenen zwei Jahren war es dann wiederum möglich, in etwas ruhigeren Gewässern zu fahren, auch wenn der nationale Wiederaufbauplan PNRR gerade von den Schulverwaltungen sehr viel Geduld und Einsatz abverlangt.   

Der gesellschaftliche und demografische Wandel, die Globalisierung, die zunehmende Digitalisierung sowie die Veränderung der individuellen Lebensverhältnisse stellen uns vor neue Herausforderungen, erfordern neue Antworten, auch im Bildungswesen.  Es sollten uns dabei unsere bewährten Wertvorstellungen leiten.  Besonders das Eintreten für eine solidarische und gerechte Gesellschaft wird in der Familie, in der Arbeitswelt, aber auch über die Ausbildung eingeübt und geprägt.   

An dieser Stelle möchte ich mich bei allen bedanken, die mich auf meinem Weg begleitet haben. Dazu gehören meine Kolleginnen und Kollegen, die Lehrpersonen, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die Eltern, die Schülerinnen und Schüler sowie die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Bildungsdirektion. Es war erfüllend und bereichernd im Dienst junger, aufstrebender Menschen zu stehen und ihre Entwicklung in dieser Phase zu begleiten.  

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