Zeitlupe

Pädagogik und Erziehung in der Antike

Dienstag, 17.12.2024

Die Geschichte der Pädagogik setzt also dort an, wo die Menschen anfingen, über die Herausforderungen des Wissenstransfers nachzudenken. Sie begannen, sich Fragen zu stellen: Welches Wissen ist wichtig? Welche Tugenden – wie Werte, Haltungen oder Charaktereigenschaften – braucht ein Mensch, um aktiv an einem „guten“ Gemeinwesen mitzuwirken? Diese Reflexionen markieren den Beginn der Pädagogik im westlichen Kulturkreis und führen uns zurück ins antike Griechenland. Dort entstand nicht nur die erste europäische Demokratie, sondern auch der Versuch, – zumindest freie, männliche – Bürger an politischen und gesellschaftlichen Entscheidungsprozessen zu beteiligen.

Nicht nur Wissensvermittlung, sondern ein Formen des Charakters sowie eine Vorbereitung auf das Leben in der Gemeinschaft: Sowohl im alten Griechenland als auch im Römischen Reich spielte die Erziehung eine zentrale Rolle für das individuelle Leben und eine funktionierende Gesellschaft. Die damaligen Bildungskonzepte wurden stark durch philosophische, politische und kulturelle Ideale geprägt. Die Antike legte entscheidende Grundlagen für die Entwicklung von Bildung und Erziehung, die bis heute nachwirken.

Bildung in der griechischen Antike: die „Paideia“

In der griechischen Antike stand die „Paideia“ im Zentrum der Bildung. Dieses Konzept umfasste nicht nur die Wissensvermittlung, sondern auch die ganzheitliche Entwicklung von Körper, Geist und Charakter, um die Jugend auf ihre Rolle als verantwortungsvolle Bürger vorzubereiten. Philosophen wie Platon und Aristoteles entwickelten wegweisende Modelle für die Erziehung.

Platon betrachtete die Erziehung als staatliche Aufgabe und gliederte sie in ein lebenslanges Stufenmodell. Dieses begann mit gymnastischen und musischen Übungen und führte über logische Disziplinen bis hin zur Dialektik, die der Erkenntnis des „Guten und Wahren“ diente. Ziel war es, die Seele durch Bildung zu vervollkommnen und die Grundlage für ein gutes und gerechtes Leben zu schaffen.

Platon entwarf einen ersten Fächerkanon dessen, was ein Mensch laut ihm benötige, um praktisch tüchtig und zum Erkennen reiner Ideen fähig zu werden. Diese Fächer wurden im Wesentlichen in der Antike übernommen und wurden in Latein- und Klosterschulen dieser Zeit vermittelt: Grammatik, Rhetorik, Dialektik (Logik und Kunst des Argumentierens), Arithmetik (Zahlenkunde, Rechnen), Geometrie, Musik und Astronomie. Auch die heutigen Lehrpläne orientieren sich im Wesentlichen an dieser Tradition. Lediglich fremde Sprachen fehlten noch – weil es kaum Austausch mit anderssprachigen Völkern gab.

Der heutige Begriff der Pädagogik leitet sich aus dieser Tradition ab.

Aristoteles hingegen legte größeren Wert auf praktische Tugenden und die Vorbereitung auf die aktive Teilnahme am öffentlichen Leben. Er betonte die Rolle der „areté“ (Tugend) und sah die Erziehung als einen Weg, moralische Exzellenz und intellektuelle Fähigkeiten zu fördern.

Der heutige Begriff der Pädagogik leitet sich aus dieser Tradition ab. „Pais“ (Genitiv Paidos) ist das griechische Wort für Kind, meistens Knabe. Davon leitete sich auch das Wort „paidea“ ab. Ein „Paidagogos“ ist ein ,,Agogos“ (Führer oder Wegweiser) eines Knaben. Unter „Paidagogikä“ verstand man die Technik bzw. Kunst der Anleitung und Führung von Kindern.

Bildung für die Elite und praktische Ausbildung

Die Bildung in der griechischen Antike war vor allem den freien Bürgern vorbehalten, während Frauen, Sklaven und Metöken (Fremde) meist keinen Zugang hatten. Die Ausbildung der Jugend fand oft in Gymnasien statt, die als Zentren für körperliche und geistige Schulung dienten. Parallel dazu betonten Rhetoriklehrer wie Isokrates die Bedeutung sprachlicher und literarischer Fähigkeiten, insbesondere für politische und juristische Karrieren.

Erziehung in der römischen Antike: Praktik und Rhetorik

Im Römischen Reich wurde die griechische „Paideia“ adaptiert, wobei der Schwerpunkt stärker auf praktischen Fähigkeiten lag, die für das öffentliche Leben notwendig waren. Rhetorik und Rechtskunde waren essenzielle Bestandteile der Bildung, da sie die Grundlage für politische und juristische Laufbahnen bildeten. Cicero, einer der bedeutendsten römischen Denker, sah in der Bildung ein Mittel zur Verwirklichung des Ideals des „vir bonus“ – des guten und tugendhaften Mannes, der zugleich rhetorisch gewandt ist.

Während die Antike prägende Konzepte der Bildung hervorbrachte, war der Zugang zur Erziehung stark sozial und geschlechtlich begrenzt.

Die römische Erziehung umfasste auch den privaten Bereich: Junge Römer erhielten ihre erste Bildung zu Hause von einem „pater familias“ oder einem Hauslehrer. Später besuchten sie öffentliche Schulen oder wurden von griechischen Lehrern unterrichtet, die für ihre Gelehrsamkeit geschätzt wurden.

Herausforderungen und Grenzen

Während die Antike prägende Konzepte der Bildung hervorbrachte, war der Zugang zur Erziehung stark sozial und geschlechtlich begrenzt. Frauen wurden in der Regel auf häusliche Aufgaben vorbereitet. Nur wenige Frauen der Oberschicht erhielten eine umfassende Ausbildung und wurden als Dichterinnen oder Philosophinnen bekannt. Die Bildung der Sklaven diente primär der Effizienzsteigerung ihrer Arbeit.

Quellenangabe:

INFO Redaktion

Zeitlupe

Erfolgreiche Landwirtschaft braucht Vielfalt

Dienstag, 17.12.2024

In einer Zeit, in der die Herausforderungen an Südtirols Landwirtschaft immer größer werden, ist es wichtig, dass die Landwirtschaftsschulen innovative Ansätze verfolgen, die sowohl ökologisch als auch ökonomisch nachhaltig sind. Wie das funktionieren kann, zeigt ein Projekt der Fachschule für Landwirtschaft „Salern“.

mehr dazu…

Zeitlupe

Mit Bäuerinnen wertvolle Lebensmittel erleben

Dienstag, 17.12.2024

Die Pädagogische Abteilung, Bereich Gesundheitsförderung, bringt gemeinsam mit der Südtiroler Bäuerinnenorganisation Kindern die Welt der Lebensmittel näher. Im Rahmen der Initiative „Mit Bäuerinnen wertvolle Lebensmittel erleben“ durfte die 5. Klasse der Grundschule Pestalozzi mit Bäuerin Ruth Waschgler die Kunst des Kochens entdecken und Spannendes über gesunde Ernährung erfahren.

mehr dazu…

Zeitlupe

„Schulentwicklung ist kein Fast Food“

Dienstag, 17.12.2024

Monika Ploner ist seit diesem Schuljahr Schulinspektorin für die Unterstufe in Südtirol. Sie will Sprachförderung und gesellschaftliche Bildung stärken, Lehrkräfte entlasten und die Schulstufen enger vernetzen. Im Interview mit INFO spricht sie über ihren Werdegang, Herausforderungen und Ziele.

mehr dazu…

Lernwelten

  • Erfolgreiche Landwirtschaft braucht Vielfalt
    In einer Zeit, in der die Herausforderungen an Südtirols Landwirtschaft immer größer werden, ist es wichtig, dass die Landwirtschaftsschulen innovative Ansätze verfolgen, die sowohl ökologisch als auch ökonomisch nachhaltig sind. Wie das funktionieren kann, zeigt ein Projekt der Fachschule für Landwirtschaft „Salern“.
  • Mit Bäuerinnen wertvolle Lebensmittel erleben
    Die Pädagogische Abteilung, Bereich Gesundheitsförderung, bringt gemeinsam mit der Südtiroler Bäuerinnenorganisation Kindern die Welt der Lebensmittel näher. Im Rahmen der Initiative „Mit Bäuerinnen wertvolle Lebensmittel erleben“ durfte die 5. Klasse der Grundschule Pestalozzi mit Bäuerin Ruth Waschgler die Kunst des Kochens entdecken und Spannendes über gesunde Ernährung erfahren.
  • Der Avatar – mittendrin im Schulalltag trotz schwerer Krankheit
    Eine Schülerin der Mittelschule Toblach kann aufgrund einer schweren Krankheit derzeit nicht in die Schule gehen. Dennoch bleibt sie ein aktiver Teil ihrer Klassengemeinschaft – dank eines Avatars, der sie virtuell in den Unterricht bringt.
  • Ein Wochenkalender für Eltern und Kinder
    Der Kindergarten St. Jakob/Grutzen setzt auf Transparenz und Orientierung: Ein Wochenkalender im Eingangsbereich macht die tägliche Bildungsarbeit für Kinder und Eltern sichtbar. Piktogramme, farbliche Markierungen und eine klare Struktur sorgen für einen besseren Überblick und fördern die Selbstorganisation der Kinder.
  • „Glück“ im Mittelpunkt – für eine besondere Perspektive im Schulalltag
    Empathie, Resilienz und Selbstbewusstsein: Mit speziellen Unterrichtseinheiten zum Thema „Glück“ bringt Ilona Tröger, Lehrerin an der Grundschule in Welsberg, eine besondere Perspektive in den Schulalltag. Im Interview spricht sie über die Motivation hinter dem Projekt, die Gestaltung der Unterrichtseinheiten und darüber, wie Kinder lernen, achtsam mit sich und anderen umzugehen.
More…