Singprojekt an Grundschulen
Singen verbindet
An der Initiative „Singende Klasse – Singende Schule“ beteiligen sich in diesem Jahr 5.425 musikalische Schülerinnen und Schüler mit ihren Lehrpersonen. INFO hat sich mit einer Lehrperson des Projekts getroffen und nachgefragt.
Ziel des Projekts „Singende Klasse – Singende Schule“ ist es, das tägliche gemeinsame Singen zu fördern – denn: Singen verbindet, weckt Emotionen, verbessert die Konzentration und steigert die Leistungsfähigkeit des Gehirns. Im Schuljahr 2023/2024 haben sich insgesamt 5.425 Teilnehmerinnen und Teilnehmer für das Projekt angemeldet – davon 4.831 Schülerinnen und Schüler sowie 594 Lehrkräfte. Sigrid Überbacher ist eine von ihnen.
INFO: Welche Vorteile und positive Auswirkungen hat das gemeinsame Singen auf Schülerinnen und Schüler?
Sigrid Überbacher: Gemeinsam singen bereitet Freude und ein Gefühl der Zusammengehörigkeit stellt sich ein. Durch das tägliche Singen werden das Denk- und Erinnerungsvermögen trainiert und das Konzentrationsvermögen steigert sich. Atemtechniken können für Entspannung sorgen und immer wiederkehrende rhythmische Übungen steigern sogar die Lesefähigkeit. Unterstützt wird auch der Spracherwerb, Integrationsprozesse werden erleichtert. Singen macht ganz einfach glücklich.
Wie gestaltet sich der Schulalltag der teilnehmenden Schulklassen und Lehrpersonen?
Am Projekt beteiligt sich der ganze Klassenrat, das heißt, dass alle Lehrpersonen mit den Kindern singen. Gesungen wird täglich im Ausmaß von mindestens 10 Minuten. Die Uhrzeit kann von Klasse zu Klasse variieren.
Gibt es bestimmte Lieder oder Musikstile, die im Rahmen des Projekts bevorzugt werden, oder haben die Teilnehmer die Freiheit, ihre eigenen Lieder auszuwählen?
Ja, es gibt pro Schuljahr neun Lieder, die von der Landeskerngruppe der Musiklehrpersonen sowie der Landeschorleiterin ausgewählt werden. Diese Lieder erarbeiten die teilnehmenden Klassen. Zusätzlich sucht sich jede Schule bzw. Klasse ein eigenes Lied aus, das bei der Abschlussveranstaltung vorgesungen wird.
Welche Maßnahmen wurden ergriffen, um das Singen in den Schulalltag zu integrieren und sicherzustellen, dass es nachhaltig bleibt?
Die Organisation und die Durchführung des Projektes wird vom Südtiroler Chorverband unterstützt und finanziert. Auch die Landesschuldirektorin Sigrun Falkensteiner steht hinter der Aktion und ermöglicht den teilnehmenden Schulen den notwendigen Handlungsspielraum. Lehrpersonen dürfen Fortbildungen zum Projekt besuchen, wo die Lieder erarbeitet werden. Auch Stimmbildung wird angeboten. Die Teilnahme am Projekt wird vom Schulrat genehmigt. Die einzelnen Klassen erhalten einen Kalender, auf den sie täglich nach dem gemeinsamen Singen ein Klebebild heften. So werden alle kontinuierlich an die Initiative erinnert.
Wie wird das Projekt am Ende des Schuljahres gefeiert?
Am Ende des Schuljahres treffen sich die teilnehmenden Klassen zentral in den Bezirken wie Brixen, Eppan, Meran, Toblach usw. zum gemeinsamen Abschlusssingen. Für die Schülerinnen und Schüler ist das ein aufregender und spannender Tag, da sie sich ja mit vielen anderen Kindern treffen, um in einem Saal mit einer eigens zusammengestellten Liveband gemeinsam zu singen. Natürlich ist auch die Darbringung des eigenen Schulsongs vor vielen anderen Kindern ein wichtiger Moment. Gleichzeitig wird ein großes Foto der Singenden Klasse an die Wand projiziert und die Schule vorgestellt.
Haben Sie konkrete Erfolgsgeschichten oder Beispiele, die zeigen, wie das Singen das schulische Umfeld positiv beeinflusst hat?
Ja, an meiner Schule, der Grundschule Vinzenz Goller in Brixen gab es anfänglich drei Klassen, die sich beteiligten. Letztes Jahr waren es bereits 9 Klassen und heuer sind wir eine singende Schule, da alle 19 Klassen mitmachen. Immer wieder hört man Kinder im Treppenhaus oder im Schulhof singen, spontan gesellen sich einige andere dazu und vermischen sich so auch klassenübergreifend. Meinen Kolleginnen und Kollegen gefiel das Projekt letztes Jahr so gut, dass wir beschlossen haben, auch ein eigenes Abschlusssingen unserer Schule für die Eltern zu organisieren. Aus den Reihen der Lehrpersonen stellten wir ganz spontan eine Band zusammen und musizierten mit den Kindern. Es war auf alle Fälle ein sehr gemeinschaftsförderndes Projekt.
Gibt es Pläne, das Projekt in Zukunft auszubauen oder weitere Schulen zur Teilnahme zu ermutigen?
Das Projekt wird jährlich bei der Landesfortbildung für Lehrpersonen vorgestellt und beworben. Die Teilnahmerzahlen sind kontinuierlich gestiegen. Heuer beteiligen sich bereits über 5000 Schülerinnen und Schüler der Südtiroler Grundschulen. Nach dem ersten Fünfjahreszyklus ist angedacht, ein großes, gemeinsames Singen in der Landeshauptstadt zu veranstalten.